silbergrau
der wintergarten in silbergrau lässt strukturen erkennen keine farbablenkungen nackt wie ich selbst manchmal an mutigen tagen im spiegel
planen wie es weitergehen soll im nächsten frühling
da schneit es zärtliche flocken in mein angestrengtes denken
© k.w.
Verschenk-Calendr 2017. éditions trèves
Ein Zeichen der Solidarität
Am 3. Adventssonntag folgte ich der Einladung der Initiativen „Frauen Leben Freiheit Rhein-Neckar“ und „Be Our Voice Iran Rhein-Neckar“, so wie der regionalen Gruppe von Amnesty International.
Ein Zeichen der Solidarität mit den Demonstrierenden im Iran.
Es war eine sehr bewegende und berührende Veranstaltung, die deutlich machte, wie mutig Iraner*innen für mehr Demokratie auf die Straßen gehen. Irans Bevölkerung ist sehr jung, der Altersdurchschnitt liegt bei ca 32 Jahren. Wie tragisch und grausam ist es, wenn so viele junge Menschen ihr Leben dafür lassen.
„Nachhaltig“ habe ich mich nach dieser Veranstaltung nach iranischer Literatur umgeschaut und bin auf folgenden Band gestoßen.
In der Anthologie „Ein Dieb im Dunkeln starrt auf ein Gemälde“ (der Titel ist ein Vers von Abdolmalekian) präsentieren die beiden Kenner (Hrsg. Ali Abdollahi und Kurt Scharf) mehr als achtzig Dichterinnen und Dichter, die meisten davon machen sie zum allerersten Mal auf Deutsch zugänglich. Der älteste, Reza Baraheni, wurde 1935 in Tabriz geboren, der jüngste, Mani Chahkandinejad, ist Jahrgang 1994. Nicht alle Leben in Iran. Einige schreiben im Exil, zum Beispiel Mahmood Falaki (Hamburg) oder Shabnam Azar (London), andere sind nach Jahren im Exil nach Iran zurückgekehrt. Und da sich der persische Sprachraum nicht auf die Landesgrenzen des heutigen Iran beschränkt, werden auch Dichterinnen und Dichter aus Afghanistan und Tadschikistan berücksichtigt.
Ein wichtiges Auswahlkriterium war dabei, so schreibt Ali Abdollahi in seinem Nachwort, einem langen Essay über die Geschichte der persischen Lyrik, dass es sich um unabhängige Stimmen handelt. Denn, so führt er aus, es gebe heute in Iran auch eine rege Szene staatsnaher Dichtung. Diese sei zwar nicht immer, aber sehr oft, wenig originell, ergehe sich in Propaganda und Herrscherlobpreisungen und erhalte im Gegenzug stattliche Honorare sowie staatliche Unterstützung bei der Verbreitung ihrer Bücher, die Texte seien oft in Schulbüchern zu finden, ganz im Gegensatz zur unabhängigen Dichtung, die sehr oft politisch und von oppositionellen Untertönen geprägt ist (was man beim Lesen der Sammlung immer wieder merkt).
https://de.qantara.de/inhalt/persische-lyrik-im-21-jahrhundert-lyrisches-schaffen-im-iran-von-heute